100 % Erneuerbare sind möglich – die Kohle kann weg!

In den vergangenen Jahren ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland stetig gestiegen. Ende 2016 lag er bei etwa einem Drittel. Die Windenergie allein deckte mit knapp 80 Milliarden Kilowattstunden rund 15 % des hiesigen Nettostromverbrauchs.

Dennoch nimmt der Ausstoß von Treibhausgasen seit 2009 hierzulande nicht mehr ab. Noch immer stößt Deutschland jedes Jahr gut 900 Millionen Tonnen klimaschädliche Gase aus. Schuld daran ist insbesondere, dass die Stromproduktion aus Braunkohle seit Ende der 1990er Jahre eher zu- statt abgenommen hat und inzwischen für die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Stromsektor verantwortlich ist. Rund ein Drittel geht auf das Konto der Steinkohle. Zudem „verstopft“ Strom aus abgeschriebenen Kohlekraftwerken den Strommarkt und führt zu hohen Exportüberschüssen. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist also dringend geboten – und machbar, ohne dass die Stromversorgung gefährdet wäre.

Ausstieg aus der Kohle bis 2035

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Anfang 2017 haben das Öko-Institut und Prognos eine Studie vorgelegt, wie bis 2035 aus der Kohleverstromung ohne Gefährdung der Versorgungssicherheit ausgestiegen werden kann. Hierzu schlagen die Autoren vor:

  • besonders alte Braun- und Steinkohlekraftwerke beginnend ab 2019 kurzfristig stillzulegen,
  • die übrigen Anlagen auf Basis einer maximalen Anlagenlaufzeit von 30 Jahren schrittweise abzuschalten,
  • eine CO2-Betriebsoptimierung der Anlagen ab dem 21. Betriebsjahrs, z. B. auf Basis eines festen Emissionsbudgets
  • ein festes Enddatum für die Kohlverstromung festzulegen. Vorgeschlagen wird 2035.

Eine entscheidende Erfolgsbedingung für das Gelingen des Ausstiegs, ist gemäß den Analysen der Studie ein ambitionierter (und beschleunigter) Ausbau der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien.

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Die Kosten für den Ausstoß von CO2 sind entscheidend für die Entwicklung der Emissionen im Stromsystem. Der europäische Handel mit Emissionszertifikaten setzt in dieser Hinsicht keine ausreichenden Preissignale: Pro Tonne müssen derzeit durchschnittlich lediglich rund sechs Euro bezahlt werden. 60 Prozent aller Treibhausgasemissionen in der EU haben überhaupt keinen Preis. Es ist deshalb sinnvoll, auf eine nationale CO2-Abgabe hinzuarbeiten, deren Preis Anreize gibt, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Länder wie Schweden, Großbritannien oder die Schweiz haben diese schon vor Jahren eingeführt. Anfang 2017 wurde in Freiburg ein Verein gegründet, der auf eine nationale CO2-Abgabe hinarbeitet und umfangreiche Informationen zur nationalen CO2-Abgabe bietet. Anfangs soll die Abgabe 40 bis 50 Euro pro Tonne CO2 betragen. Mit diesem Geld soll unter anderem die EEG-Umlage finanziert werden, bis der Preis an der Strombörse einen wirtschaftlichen Betrieb von Erneuerbare-Energien-Kraftwerken möglich macht.

Weitere Informationen

Knapp ein Drittel des Stromverbrauchs in Deutschland wird derzeit durch die Windenergie und andere erneuerbarer Energien gedeckt. Ein Artikel des Online-Magazins Makroskop beleuchtet, ob auch 100 % des Stromverbrauchs durch Wind, Sonne und Wasser gedeckt werden kann. Um es kurz zu machen: Die Lösung sind chemische Speicher, insbesondere erneuerbar erzeugtes Methan.

Makroskop.eu: Speicher bei 100% EE

Die EU muss die CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken innerhalb der nächsten 15 Jahre praktisch auf null zurückfahren, wenn sie das Temperaturziel des Pariser Abkommens einhalten will. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht des Klimaforschungsinstitutes Climate Analytics, der im Februar 2017 in Brüssel veröffentlicht wurde.

Climate Analytics Report Coal 2017

Im Auftrag des WWF haben das Öko-Instituts und die Prognos AG verschiedene Möglichkeiten analysiert, wie Deutschland bis 2035 aus der Kohleverstromung aussteigen kann. Ergebnis: Es steht ein breites Instrumentarium zur Verfügung, das den Ausstieg aus der Kohle im Kontext sehr unterschiedlicher Präferenzen und politischer Rahmenbedingungen erlaubt.

WWF-Studie Kohleausstieg bis 2035